Autorin: Erin McCusker, SVP; Leader, SATO and LIXIL Public Partners, LIXIL
Doch nicht nur die ärmsten Regionen der Welt sind betroffen. Auch in industrialisierten Ländern stehen Städte vor Herausforderungen: Über 700 Millionen Stadtbewohner leben in Slums oder informellen Siedlungen mit schlechter Sanitärversorgung.[3] Gleichzeitig geraten bestehende Infrastrukturen in Städten an ihre Grenzen. In England arbeiten 80 % der Abwassersysteme regelmäßig über Kapazität, was zu Überläufen führt und die öffentliche Gesundheit gefährdet.[4]
Die Kosten für die Wartung und Modernisierung dieser Systeme sind enorm. In Frankreich wurden 1,4 Milliarden Euro investiert, um das Pariser Kanalsystem zu modernisieren und die Verschmutzung der Seine zu reduzieren.[5]
Eine neue Ära der Sanitärversorgung
Die Generation 2 Reinvented Toilet (G2RT), deren Idee im Rahmen der „Reinvent the Toilet Challenge“ der Bill & Melinda Gates Foundation entstand, könnte ein Gamechanger für die globale Sanitärkrise sein. Die Technologie des Georgia Tech-Konsortiums verwandelt herkömmliche Toiletten in autonome Systeme, die den Abfall direkt an der Quelle behandeln. Bei der Toilettenbenutzung werden flüssige Abfälle gereinigt und für die Toilettenspülung wiederverwendet, während feste Abfälle großer Hitze und hohem Druck ausgesetzt werden, um Krankheitserreger abzutöten. Dadurch werden sie in sichere, kompostierbare, trockene Feststoffe umgewandelt. Dieser Prozess verhindert die Verunreinigung von Wassersystemen und reduziert so die Ausbreitung von Krankheiten.
Diese innovative Technologie bietet nicht nur Vorteile für die öffentliche Gesundheit, sondern verspricht auch erhebliche Kosteneinsparungen bei Bau und Installation. Da kein Anschluss an Abwassernetze oder Kläranlagen erforderlich ist, kann die Technologie in Gemeinden eingesetzt werden, in denen es keine Abwasserinfrastruktur gibt, und bietet so einen wichtigen Zugang zu sanitären Einrichtungen.
LIXIL, ein führender Hersteller von Wassertechnologien und Gebäudeausstattung, zu dem auch die Marke GROHE gehört, wurde Anfang 2024 zum ersten kommerziellen Lizenzpartner für die G2RT-Technologien ernannt. Der japanische Konzern hat die Entwicklung von Beginn an begleitet und 24 Prototypen für Tests in den USA, Europa, Indien und Südafrika bereitgestellt.
Die Ergebnisse zeigen, dass die G2RT internationale Sanitärstandards erfüllen kann. LIXIL plant, innerhalb von drei bis fünf Jahren ein marktreifes Produkt anzubieten.
„Die größte Herausforderung liegt nicht nur in der Technologie“, sagt Erin McCusker, Senior Vice President bei LIXIL. „Es geht auch darum, die regulatorischen Rahmenbedingungen zu schaffen. Der Gedanke, Abfälle vor Ort zu behandeln, ist noch neu.“
Neben der G2RT arbeitet LIXIL mit Partnern wie UNICEF und USAID daran, bestehende Lösungen wie die SATO-Toiletten weiterzuentwickeln, die in Regionen ohne sichere Sanitärversorgung bereits Millionen Menschen erreicht haben.
LIXIL verfolgt das Ziel, bis 2025 die Lebensbedingungen von 100 Millionen Menschen durch verbesserte Hygiene und sanitäre Einrichtungen zu verbessern. Die G2RT ist ein wichtiger Meilenstein auf diesem Weg und zeigt, wie technologische Innovation die Lebensqualität weltweit nachhaltig steigern kann.
[1] https://www.un.org/sustainabledevelopment/water-and-sanitation
[2] https://www.unicef.org/reports/make-splash-partnership-five-year-report-2018-2023